Schlohweiße Haarschöpfe: Das Muster des Monats, 01/2009
Muster- und Strukturenratebild, Januar 2009
(Zur Auflösung und Erklärung bitte weiterlesen.)
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Schneckenhäuser sind – von oben betrachtet und in der Mitte angefangen – fast immer rechtsherum gewunden; ihr Drehsinn ist genetisch festgelegt. Bei den Wasserwirbeln in ablaufenden Badewannen hat sich die Behauptung, die Coriolis-Kraft würde das Wasser auf der Nordhalbkugel der Erde merklich nach links ablenken, hingegen als Ente erwiesen. Aber wie sieht es mit der schraubigen Blattstellung aus?
Wohl eine meiner frühesten Erinnerungen sind die Wochenendausflüge ans Meer – wir lebten in Schleswig-Holstein, und die Nord- wie die Ostsee waren mit dem Auto schnell erreicht. Während meine Eltern versuchten, sich vor dem kalten Wind zu schützen und ein paar Sonnenstrahlen zu genießen (es war die Zeit vor der Klimaänderung ...), faszinierte mich alles, was man am Wasser entdecken kann: Krabben, Würmer, Muscheln, Quallen – und dann natürlich auch, wie das Wasser bei Ebbe und Flut durch eine Vielzahl von Prielen und Wattrinnen läuft und wie man es durch geschickt gebuddelte Kanäle umleiten kann. Aber wieso fließt es eigentlich, wieso gibt es Ebbe und Flut? Na ja, das Wasser wird vom Mond angezogen, so viel konnten mir die Erwachsenen erklären. Aber wieso beträgt der Tidenhub in der Ostsee nur ein paar Zentimeter, während er in der Nordsee so groß ist, dass sogar die Schiffe bei Niedrigwasser auf Grund liegen – der Mond ist doch überall der gleiche? Tja, warum?
Die Gehäuse der allermeisten Land- und Meeresschnecken sind rechtsgewunden: Folgt man der Spirale vom Pol nach außen, so biegt sie sich rechts herum. Bei einzelnen Familien oder Arten herrschen allerdings linksgewundene Gehäuse vor, und bei vielen rechtsgewundenen Arten treten ganz vereinzelt spiegelverkehrte Exemplare auf, die sogenannten Schneckenkönige.
Aufgrund ihrer Seltenheit waren linksgewundene Schneckenhäuser in den Naturalienkabinetten, die während der Renaissance in Mode kamen und oftmals den Grundstock späterer Museumssammlungen darstellten, beliebte Exponate. So mancher Fürst wies seine Untergebenen an, systematisch nach Schneckenkönigen Ausschau zu halten, oder kaufte exotische Prachtexemplare ein.
Im ersten Semester meines Biologiestudiums in Köln hatte ich während der morgendlichen Vorlesung über "Allgemeine Botanik" ein Aha-Erlebnis, das bis heute nachwirkt: Professor Bergmann, der uns mit der Anatomie der Gefäßpflanzen vertraut machen sollte, zeichnete mit weißer und farbiger Kreide souverän und routiniert einen transparenten Ausschnitt eines jungen Gefäßpflanzensprosses an die Tafel, um den Verlauf der Leitbündel zu veranschaulichen, in denen Pflanzen Wasser (im sog. Xylem) und Assimilate (im Phloem) zwischen ihren Organen hin und her transportieren.