Dieses Detail stammt von einem mächtigen und berühmten Gewächs, das auch dann beeindruckt, wenn man weiß, dass sein Name in die Irre führt ...
Der sogenannte 1000-jährige Drachenbaum in Icod de los Vinos auf Teneriffa ist tatsächlich "nur" etwa 400 Jahre alt, und genau genommen ist er auch kein Baum. Die Gattung der Drachenbäume (Dracaena) gehört zu den Spargelgewächsen, die wiederum Monokotyledonen sind, also Einkeimblättrige - wie die Gräser. Aber auch wenn der Stamm kein echter Baumstamm ist, imponiert sein Umfang - und zwar bei jedem Wetter, auch bei Regen, wie wir ihn im Dezember erlebt haben:
Man beachte die beiden Besucher links an der Mauerecke: Sie liefern einen guten Größenmaßstab. Aus der Nähe ist nicht zu übersehen, dass dieser Drachenbaum sicher keine 1000 Jahre mehr alt wird: Sein Stamm ist schon ziemlich beschädigt; er enthält sogar ein Stahlgerüst und kann angeblich nur noch mithilfe eines eingebauten Ventilators vor dem Verrotten bewahrt werden.
Woher kennt man aber sein wahres Alter, wenn der Drachenbaum als Monokotyledone doch keine Jahresringe ausbildet? Kanarische Drachenbäume blühen etwa alle 15 Jahre und bilden dann unterhalb der alten Blütenstände Verzweigungen aus. Zählt man die Verzweigungen, so kann man das ungefähre Alter ermitteln - in diesem Fall eben 400 Jahre.
Es gibt viele weitere Drachenbäume auf Teneriffa, darunter auch ein paar im Garten der Finca, in der wir gewohnt haben:
(Das überdachte Schwimmbecken und die kleine Saunahütte sind übrigens vertäut, damit der aufziehende Sturm sie nicht mitreißt.)
Auch in freier Wildbahn begegnet man einzelnen Drachenbäumen, so diesem windzerzausten, unverzweigten Exemplar im Anaga-Gebirge:
Es ist mehr als mannshoch und dürfte schon über 15 Jahre auf dem Buckel haben. Vielleicht kommt es wegen des ständig pfeifenden Windes auf dem Gebirgskamm nicht zum Blühen und kann sich deshalb nicht verzweigen?
Dieser Drachenbaum in San Juan del Reparo, oberhalb von Garachico an der Nordküste, hat sich dagegen mustergültig verhalten und präsentiert uns sogar die Früchte seiner letzten Blüte:
Das Leben als überdimensioniertes Spargelgewächs ist nicht einfach. Echte Bäume mit ordentlichem Holz können zum Beispiel dem Wind besser trotzen. Dieses Exemplar hat den kräftigen Dezembersturm auf Teneriffa jedenfalls nicht überstanden: