Was zeigt dieses Makrofoto?
Von der Seite betrachtet, erinnert das Objekt ein wenig an eine filigrane Jugendstil-Lampe - und diese Assoziation bringt uns auf die richtige Spur:
Viele Menschenfüße haben schon schmerzhafte Bekanntschaft gemacht mit dem wehrhaften Äußeren von Sphaerechinus granularis: Der violette Seeigel ist im Mittelmeer und im östlichen Atlantik weit verbreitet. Er verfügt über ein kleines Kunstwerk, um die Algenrasen von Felsen abzuschaben: Die sogenannte Laterne des Aristoteles ist ein wunderbares fünfstrahliges symmetrisches Konstrukt, das dem typischen Bauplan von Seeigeln und vielen ihrer Verwandten, den Seesternen, entspricht.
Im ersten Foto sehen wir von oben (also vom Inneren des Seeigels), im zweiten von der Seite auf diesen Kieferapparat. Die Weichteile mit Muskulatur zwischen der "Laterne", dem Gehäuse und dem knöchernen Ring um die Mundöffnung sind im Präparat aus der Biologie-Studienzeit meiner Kollegin Susanne Breuer von 1989 natürlich nicht erhalten - und leider auch nicht im aktuellen Fundstück - weil vermutlich zu lecker für den Beutemacher, der den Seeigel an der Küste von South Uist (Äußere Hebriden) im Sommer 2014 zur Strecke gebracht hat:
Von unten bzw. außen sind die kraftvollen Zähne gut zu erkennen:
Hier noch einmal eine Seitenansicht, diesmal von der unpräparierten Laterne. Durch das der Kamera zugewandte "Guckloch" ist eine der langen Zahnwurzeln zu erkennen:
Mit einem Gehäusedurchmesser von bis zu 13 cm passt der Violette Seeigel hervorragend in eine Hand ...
... oder zwischen Zehen und Fußballen, um dort seine Stacheln zu hinterlassen, die in der menschlichen Haut oft zu einer unangenehmen Entzündung führen und sich nur operativ entfernen lassen.