Muster- und Strukturenratebild, September 2011
(Zur Erklärung bitte weiterlesen.)
Diese orange-rosaroten, etwas schwammig wirkenden Brocken trieben mitten in einer Bucht an der Nordküste Islands nahe der Stadt Húsavík im Meer. Die Vulkaninsel Island erkundete ich in der ersten Augusthälfte auf meinem Rückweg aus Kanada, und hier genoss ich eine Bootsfahrt bei strahlendem Sonnenschein unter einem Himmel voller Cirruswolken:
Hier ist eine weitere Aufnahme der Substanz:
Dinge im Meer mit dieser charakteristisch orangeroten Farbe haben oft etwas mit Krebstieren zu tun. So auch in diesem Fall. Letztlich besteht es vor allem aus den Überresten von Krill, garnelenartigen Kleinkrebs-Arten, die in großen Schwärmen planktonisch im Meer leben. Krill nimmt in den Nahrungsnetzen der Ozeane eine zentrale Rolle ein und ist insbesondere die Hauptnahrung vieler Wale und Delfine, etwa von Buckelwalen – hier ist der, der uns ein paar Minuten vor Auftreten der orangeroten Brocken begleitete:
Buckelwale gehören zu den Bartenwalen: Anstelle von Zähnen haben sie Barten, also faserige Hornplatten, mit denen sie den Krill aus dem Wasser filtern. Dazu nimmt der Wal beim Tauchgang große Mengen Wasser ins Maul und presst es durch die Barten wieder hinaus, wobei die planktonischen Kleinkrebse wie in einem Sieb hängen bleiben. Und wenn der Buckelwal am vorderen Ende große Mengen von Krill verspeist, muss ja am hinteren Ende des Wales auch wieder eine ganze Menge herauskommen – eben als poröse, orangerote Substanz, die im Wasser treibt. Unser heutiges Muster des Monats zeigt also nichts anderes als die Exkremente eines Buckelwals!
Wir beobachteten den Wal bei mehreren Tauchgängen. Zunächst schwimmt er eine Weile an der Oberfläche und atmet tief ein und aus, um das Blut mit Sauerstoff anzureichern. Hier ist der so genannte Blas zu sehen, eine weißliche Dunstwolke, die aus dem kondensierten Wasserdampf der ausgeatmeten Luft besteht:
Wenig Sekunden danach tauchte er ab, sodass die Fluke (Schwanzflosse) zu sehen ist:
Jeder Tauchgang dauert mehrere Minuten. Kurz darauf gesellte sich ein weiterer Buckelwal hinzu, und beide tauchten ein paarmal gemeinsam:
Eine Viertelstunde später hatten die beiden offenbar genug und verlegten sich darauf, zwischen den beiden Walbeobachterbooten umher zu schwimmen:
Man konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass sie ein wenig mit uns Beobachtern "spielten", vor allem, als einer uns mit seiner Fluke zuzuwinken schien:
Neben den Buckelwalen sahen wir auf der Fahrt auch noch andere Meeressäuger. Erkennen Sie etwas auf dem folgenden Bild?
Hier war Sekunden zuvor ein Weißschnauzendelfin zu sehen, aber das flinke Tier war schon wieder abgetaucht, bevor ich meine Kamera auf die Stelle richten und abdrücken konnte. Tja, das Bild zeige ich trotzdem, um uns alle daran zu erinnern, dass das Beobachten und Fotografieren von Tieren in ihrem Lebensraum oft einige Geduld erfordert und Enttäuschungen bringt; eine Tatsache, die man leicht vergisst angesichts der heutzutage in Fernsehen und anderen Medien überall zu findenden faszinierenden Naturaufnahmen, hinter denen gewöhnlich viel Mühe und professionelle Arbeit steckt. Sucht man selbst Tiere in der Natur auf, hat man nicht immer Glück und sieht oft weniger, als man vielleicht erhofft hatte. Auch bei Walbeobachtungstouren kann man ins Wasser fallen: Bei einer meiner früheren Touren war kein einziges Tier zu sehen, und nach drei Stunden Herumfahren im strömenden Regen kamen wir nur völlig durchnässt nach Hause. Auf dieser Tour hier hatten wir allerdings unglaublich viel Glück, wie die obigen Aufnahmen der Buckelwale zeigen. Auch die Weißschnauzendelfine bekam ich nach Dutzenden von Versuchen doch noch vor die Kamera: