Muster- und Strukturenratebild, November 2011
(Zur Erklärung bitte weiterlesen.)
Ohne Kontext und Größenvergleich sehen die strangartigen Strukturen geradezu organisch aus, doch es handelt sich um Gestein – hier etwas größere Ausschnitte mit meinem Taschenmesser als Maßstab:
Diese Oberflächenstruktur ist eine häufige Erscheinung in erkalteter Lava, die man wegen ihres Aussehens als Stricklava bezeichnet. Sie entsteht beim Erkalten von sehr heißer, dünnflüssiger Lava, der so genannten Pāhoehoe-Lava. An ihrer Oberfläche bildet sich beim Abkühlen eine dünne Kruste oder Haut, die beim Weiterfließen der Lava gestaucht und gefaltet wird, was besonders am letzten Bild noch recht gut erkennbar ist.
Die Bilder entstanden in einem Lavafeld auf Island nördlich des Sees Mývatn während meines Aufenthalts im August 2011. Die Lava floss vor etwa 2000 Jahren aus und bildete schließlich eine Decke von etwa einem halben Meter Stärke. Stellenweise haben sich unter der teils erstarrten Lava Gase gesammelt, die die Decke beulenförmig aufgewölbt und Risse erzeugt haben:
An anderen Stellen haben sich unter der Kruste Hohlräume gebildet und die Decke ist später eingebrochen, sodass eindrucksvolle Löcher und Mulden entstanden, an deren Rändern wiederum Risse und Spalten klaffen:
Die Vegetation hat es auf dieser Lavadecke schwer. Durch die Risse und Spalten fließt Wasser schnell ab, und in den wenigen Jahrtausenden konnte sich noch nicht genügend Humus ansammeln. Neben Flechten, die direkt auf dem Gestein wachsen können und auf dem ersten Bild als grau-grünliche Kruste erkennbar sind, können sich nur in geschützten Vertiefungen auch einige Moose (hier als hellgraue bis leicht grünliche Polster erkennbar), Gräser und kleinere Gefäßpflanzen halten: