Das kleine Trautzberger Maar in der Vulkaneifel mit umgebender Landschaft

Wie schon beim "Muster des Monats" vom Oktober 2021, in dem es um Dolinen ging, sehen wir eine denkbar elementare Form: einen Kreis. Hier sind wir aber nicht auf dem Kalkstein des slowenischen Karsts unterwegs, sondern auf Basalt, Schiefer, Grauwacke und Sandstein: in der Vulkaneifel. Haben wir also einen kleinen Vulkan vor uns? Jein!

Das Trautzberger Maar war, wie einige andere Maare auch, jahrzehntelang trockengelegt, um die landwirtschaftliche Nutzfläche zu vergrößern. Seit einigen Jahren wird es wiedervernässt. Durch seine bescheidene Größe, die Lage in einer flachen, fast baumlosen Senke und das Fehlen des sonst für Maare typischen Tuff-Walls ist es leicht in Gänze zu fotografieren, sodass man die Form gut erkennt. Es ist nicht so tief und daher auch nicht so intensiv blau wie seine berühmten größeren Brüder und Schwestern, etwa die Dauner Maare oder das Pulvermaar. Aber alle "Augen der Eifel" sind mehr oder weniger rund, und sie sind alle auf dieselbe Weise entstanden: durch Eruptionen in Vulkangebieten.

Was den Unterschied zwischen klassischen feuerspeienden Vulkanen und den Maaren angeht, hatte bereits der Trierer Lehrer Johann Steininger (1794-1874) den richtigen Riecher, als er von "kalten Eruptionen" sprach, bei denen "nur zertrümmerte Gebirge mit staubigem grauen Sande und verschlackten vulkanischen Kugeln ausgeworfen" wurden. In der Sprache der Geologen handelte es sich um phreatomagmatische Explosionen, also Dampferuptionen: In Förderspalten aufsteigendes Magma traf noch unterhalb der Erdoberfläche auf Grundwasser, das durch die enorme Erhitzung schlagartig verdampfte, sich also erheblich ausdehnte. Der hohe Druck entlud sich in einem gewaltigen Knall, bei dem Magmafetzen und Trümmer des umliegenden Grundgesteins (des sogenannten Nebengesteins) ausgeworfen wurden. 

Dieser Auswurf war feucht und relativ kühl. Er lagerte sich rings um das tiefe Loch in einem Ringwall ab und rutschte zum Teil wieder in das Loch zurück, wo er die Explosionskammer verfüllte. Wenn die so entstandene schüsselförmige Mulde in der Folgezeit mit einer wasserundurchlässigen Schicht, etwa Ton, ausgekleidet wurde, konnte sich darüber Wasser sammeln - und fertig war der Maarsee. Typischerweise haben Maare einen Durchmesser von einigen hundert Metern. Auch die geologische Bezeichnung "Maar" geht übrigens auf Steininger zurück, der den alten Eifler Mundart-Ausdruck in seinen Abhandlungen verwendete.

In der folgenden Schemazeichnung ist unten links der Aufbau eines Maars zu sehen und oben links der Aufbau eines Schlackenkegel-Vulkans. Bei seinem Ausbruch ist kein Wasserdampf im Spiel; die Eruption ist nicht phreatomagmatisch, sondern pyroklastisch, also heiß und trocken: Je höher das Magma aufsteigt, desto stärker dehnen sich die in ihm enthaltenen Gasblasen aus, weil der Druck nachlässt. Auch Schlackenkegel gibt es in der Vulkaneifel, wobei viele durch Erosion und Steinbrüche schon ziemlich angeknabbert wurden, sodass man sie nicht immer gleich als solche erkennt.

sechs Schemazeichnungen von Vulkantypen, darunter Schlackenkegel und Maar
Quelle: eskp.de, CC-BY 4.0

Jetzt habe ich schon einige geologische Fachbegriffe wie Asche und Schlacke eingeführt, die auch in der Alltagssprache vorkommen, was verwirren kann. Daher rasch ein paar Definitionen: Der Auswurf bei explosiven Vulkaneruptionen heißt insgesamt Tephra. Tephra-Stücke von weniger als 2 mm Durchmesser nennt man Asche, darauf folgen Lapilli (bis 64 mm) sowie Bomben und Blöcke (> 64 mm), die aus Magma respektive Nebengestein bestehen. Magma ist die aus dem Erdinneren aufsteigende Gesteinsschmelze; Lava ist Magma, das ohne Explosion als Lavastrom oder -fontäne an der Erdoberfläche austritt. Schlacken sind blasige Lavafragmente, Tuff ist verfestigte Asche. Gemeinerweise nennen manche Fachleute auch alle anderen Formen von verfestigter Tephra Tuff. Die Steinindustrie in der Eifel wiederum bezeichnet Lockermaterial wie Schlacken und Lapilli als Lava. Und Basalt ist eigentlich ein dunkles, silizium-, magnesium- und eisenreiches Vulkangestein, aber auch die siliziumarmen Vulkangesteine in der Eifel - eigentlich Basanite usw. - werden vor Ort Basalt genannt. Es ist zum Davonlaufen! 

Doch zurück zu den Maaren: Wenn ein Maarsee verlandet, entsteht ein Moor, ein sogenanntes Trockenmaar. Die Torfschichten können mehrere Meter dick sein und je nach Wirtschaftslage den Abbau lohnen - so wie hier im Mosbrucher Weiher, der von der Römerzeit bis zum Jahr 1838 ein aufgestauter See war und dann abgelassen wurde, um Ackerland zu gewinnen. Im Zweiten Weltkrieg wurde hier Torf gestochen. Jetzt wird der Mosbrucher Weiher renaturiert: Die Abflüsse werden zum Teil verstopft, die Bäume nach und nach entfernt. 

Der Mosbrucher Weiher, ein verlandetes Moor

Im derzeitigen Zustand kann man ihn noch nicht als blaues Auge der Eifel bezeichnen, anders als das Gemündener Maar im nächsten Bild. Das nordwestwestlichste der drei Dauner Maare entstand vor etwa 30.000 Jahren. Fotografiert habe ich es vom 11 Meter hohen Dronketurm auf dem Mäuseberg - in Ermangelung einer Drohne die beste Annäherung an eine Vogelperspektive:

Das Gemündener Maar bei Daun, vom Dronketurm aus fotografiert

Das Pulvermaar gilt als Vorzeigemaar, denn der über 70 Meter tiefe See nimmt den gesamten Eruptionstrichter ein, und der bis zu 45 Meter hoher Tuff-Wall ist fast ringsum perfekt erhalten:

Das Pulvermaar in der Vulkaneifel

Das Ulmener Maar ist erst vor etwa 10.900 Jahren entstanden und damit das Nesthäkchen unter den Maaren. Über ihm, auf dem Tuff-Wall, thronen die Überreste der Ulmener Burg:

Das Ulmener Maar bei Ulmen in der Vulkaneifel

Das Schalkenmehrener Maar hat dort, wo die Ortschaft bis ans Ufer reicht, einen Teil seines Tuff-Walls eingebüßt:

Das Schalkmehrener Maar mit dem Ort Schalkmehren

Auf der gegenüberliegenden Seite schließen sich an die Wasserfläche zunächst ein Flachmoor (bei den Birken), dann ein Trockenmaar (Felder und Wiesen) und schließlich der Tuff-Wall an:

Hinter dem Schalkmehrener Maar erstrecken sich Felder, dahinter der Tuff-Wall

Der Jungferweiher bei Ulmen ist ein ehemaliges Trockenmaar, das 1942 durch Aufstauen eines Baches wiedervernässt wurde. Zwischen dem Röhricht und dem Bültengras tummeln sich heute Wasservögel. Aus bestimmten Perspektiven und bei den Lichtverhältnissen, die wir Anfang März erlebt haben, wirkt es schon unwirklich azurblau:

Der tiefblaue Jungferweiher bei Ulmen, davor Bultengräser und Rohrkolben

Das Wasser des Jungferweihers wird auch als Trinkwasser verwendet. Dazu muss es aber aufwändig aufbereitet werden, denn die umliegende Landwirtschaft sorgt für ein Übermaß an Phosphor:

Ein Traktor bringt auf einem Feld Mist aus

Neben der Landwirtschaft prägt ein weiterer Wirtschaftszweig die Vulkaneifel: der Lava-Abbau - wobei, wie gesagt, in der Eifel so ziemlich jede Form von Tephra als Lava bezeichnet wird. Hier eine besonders große Abbauwand, im Vorüberfahren durch ein schmutziges Zugfenster fotografiert und daher etwas unscharf: 

Der große Steinbruch am Eppelsberg, einem Schlackenkegel-Vulkan bei Kruft in der Eifel

Dies ist der Eppelsberg, ein Schlackenkegel-Vulkan. Er wirft die oben vorgenommene klare Unterscheidung zwischen Maaren (kalt-feuchte Explosionen durch Wasserkontakt) und Schlackenkegeln (heiß-trockene Explosionen ohne Wasserkontakt) gleich mal über den Haufen, denn vor 230.000 Jahren entstand an dieser Stelle zunächst ein Maar, später dann ein zweites Maar und schließlich im dritten Anlauf der Schlackenkegel - nach einer Ruhephase gefolgt von weiteren Eruptionen. Entsprechend komplex ist der Schichtverlauf in diesem Aufschluss: unten die Reste der Maar-Tuffringe, dann der vulkanische Schlacken-Wall, darüber das sogenannte schwarze Band aus Lapilli, darüber schließlich die sogenannten bunten Schichten mit dem Material aus den letzten vier Eruptionen.

Die meisten Steinbrüche sind überschaubarer, so auch dieser bei Daun:

Ein kleiner Steinbruch bei Daun, in dem Lava abgebaut wird

Hier sieht man schön, wie der rechte Teil des Tuff-Walls nach der Eruption in den Schlot zurückgerutscht ist und die Mulde später von gelblichem Material aufgefüllt wurde. 

Das Material, das in solchen Gruben abgebaut wird, landet zu großen Teilen im Straßenbau und auf Sportplätzen - und wird, wie gesagt, von den Unternehmen selbst als Lava bezeichnet. Solche Laster sieht man in der Gegend recht häufig:

Ein LKW der Lavaunion, die Basalt und Tuff abbaut

Die aktiv bewirtschafteten Gruben und Steinbrüche sind natürlich nicht zugänglich. In aller Ruhe kann man eine typische Schichtabfolge aber in Ulmen betrachten, am Aufschluss direkt neben der Kirche. Hier, im Wall des Ulmener Maars, wechseln sich feinkörnige und grobkörnige Schichten ab, wodurch das Ganze an einen Blätterteig erinnert:

Neben der Kirche von Ulmen sind die unterschiedlichen Tuff-Schichten der Eruptionen der Eifelvulkane gut zu erkennen.

 Einen weiteren sehenswerten Aufschluss haben wir in der sogenannten Strohner Schweiz besucht, wo sich der Alfbach in das Material des Wartgesbergs (eines weiteren Schlackenkegel-Vulkans) eingeschnitten hat:

In der sogenannten Strohner Schweiz zeigt ein Aufschluss in einem ehemaligen Steinbruch Tuff und Lavabrocken aus dem Wartgesberg.

Die auffällige Rotfärbung der Schlacken ist auf Fritting zurückzuführen, eine Kontaktmetamorphose: Hier haben sich nämlich nachträglich Lavaströme (kompaktes hellgraues Gestein) durch die Ablagerungen geschoben, die so heiß waren, dass das Eisen im umliegenden Material oxidierte:

Im Aufschluss durchzieht ein massiver grauer Lavastrom den rötlichen Tuff.

Die Schlacken sind sozusagen schlagartig verrostet.

Die Hitze der Lava hat das umliegende lockere Gestein rot gefärbt; das Eisen darin ist oxidiert.

Außer den rötlichen Schlacken und den grauen Lavaströmen sehen wir im und vor allem vor dem Aufschluss große, rundliche Steine. Wenn sie an ein Schildkrötenfossil erinnern wie hier, handelt es sich um echte Lavabomben:

Lavabombe in der Strohner Schweiz

Sie sind entstanden, als bei einem Vulkanausbruch dickflüssige Lavaklumpen in die Höhe geschleudert wurden und dabei außen so stark abkühlten, dass die Oberfläche fest wurde, schrumpfte und Risse bekam. Wenn sie in der Umgebung zu Boden fielen, gruben sie sich zum Teil tief in das Lockermaterial ein. Lavabomben wurden durch den Flug und die Landung deformiert. Das unterscheidet sie von Lavakugeln, oft als falsche Lavabomben bezeichnet, denen man schon an der Kugelgestalt ansieht, dass sie nicht durch die Luft geflogen sind:

Lavakugel in der Strohner Schweiz

Sie sind in einem Vulkankrater oder auf einem noch flüssigen Lavastrom entstanden, als Lavaklumpen über einen Abhang gerollt sind. Wie Schneekugeln sind sie durch die fortgesetzte Anlagerung weiterer Lava auf der Oberfläche immer weiter gewachsen.

Am Rande des Örtchens Strohn machen Freiluftexponate den Unterschied deutlich. Hier zunächst einige echte Lavabomben - im Vordergrund die größte, die am Wartgesberg je geborgen wurde:

große und kleine Lavabomben in Strohn

Daneben, unübersehbar, die berühmte falsche Lavabombe von Strohn. 120 Tonnen wiegt sie:

Die große Lavakugel in Strohn, von oben gesehen

Hier die Kugel aus der Nähe, mit meinem Fahrrad zum Größenvergleich:

Die Lavakugel in Strohn aus der Nähe, mit einem Fahrrad als Maßstab

Ein Faltrad ist übrigens das ideale Verkehrsmittel, um die Maare und Vulkane erkunden. Denn die Vulkaneifel ist ganz schön weitläufig, und die geologischen Attraktionen liegen recht verstreut. Wer aufs Auto verzichten will, kann größere Strecken per Bahn und Bus zurücklegen und den restlichen Weg radeln. Einige schöne Wege sind aber mit dem Rad nicht zu bewältigen; da heißt es dann: anketten und weiterwandern. Und vielleicht noch einmal wiederkommen, denn eine Woche reicht längst nicht aus, um der Eifel tief in all ihre blauen Augen zu schauen.

 

Literatur

Hans-Ulrich Schmincke: Vulkane der Eifel. Aufbau, Entstehung und heutige Bedeutung. Springer, 2014, ISBN: 978-3-8274-2985-8

Links

https://www.geopark-vulkaneifel.de/eifel/landschaft/maare-und-kraterseen.html (Porträts der einzelnen Maare)

https://www.geopark-vulkaneifel.de/natur-geopark/informationen/downloads.html (Broschüren)

https://www.deutsche-vulkanstrasse.com/de (Infos zu den Maaren und anderen geologischen Sehenswürdigkeiten im Natur- und UNESCO Global Geopark Vulkaneifel)