Muster- und Strukturenratebild, Juni 2009
(Zur Auflösung und Erklärung bitte weiterlesen.)
Auflösung
Kölner waren diesmal klar im Vorteil: Sie erkennen ein Röggelchen auf Anhieb, selbst wenn es sich als Fliegenpilz tarnt. Für alle Nichtkölner: Röggelchen sind Doppelbrötchen mit zumeist sehr dunkler Kruste, deren Mehlbestäubung manchmal beim Aufgehen des Teiglings in polygonale Flocken aufbricht.
Ein Tipp für "Imis" (Kölsch für Zugereiste und/oder Imitatoren), z. B. all die Medienmenschen, die sich hier im Agnesviertel ansiedeln und so tun, als wären sie schon ewig in der nördlichsten Stadt des Mittelmeerraums zu Hause: Wenn Sie beim Bäcker ein Röggelchen ordern und die freundliche Verkäuferin Ihnen zwei zusammengebackene Brötchen in die Tüte packt, nicht gleich protestieren: Das muss so sein. 2 Brötchen = 1 Röggelchen. (Die Sache mit dem halben Hahn erklären wir Ihnen ein andermal.)
Dass manche Röggelchen – erst recht freigestellt und dezent umgefärbt – an Fliegenpilze erinnern, ist kein Zufall. Junge Fliegen- und viele andere Pilze sind vollständig von einer Hülle (Velum universale) umgeben. Wächst der Pilz, so reißt dieses "Ei" auf, und die Reste der Hülle bleiben oft als Flocken oder Schuppen einer charakteristischen Größe auf dem Hut haften. Ob diese Flocken radiär ausgerichtet sind oder nicht, ob sie abwischbar sind oder nicht, das sind für Kenner sogar wichtige Bestimmungsmerkmale.
Ein junges Röggelchen ist natürlich nicht in ein Velum universale gehüllt, aber wenn es mit Wasser, Milch oder Bier (!) bestrichen und mit reichlich Mehl bestäubt wird, bildet sich eine helle Deckschicht, die beim Aufgehen aufreißt, da sie längst nicht so elastisch ist wie der Teigling. Das Grundprinzip, das zu dem regelmäßig-unregelmäßigen Punktmuster führt, ist also dasselbe: Die Außenschicht kommt mit dem Wachstum des inneren Objekts nicht mit. Reißt die Schicht erst einmal lokal in einer Richtung auf, so verringert sich die Spannung in dieser Richtung, und der nächste Riss wird sich mit hoher Wahrscheinlichkeit in einem Winkel von ca. 60-90 Grad zum vorigen auftun. So entstehen in etwa polygonale Gebiete einer charakteristischen Wellenlänge.